Die ehrenhafte Arbeit von Totfundgruppen. Ein Bericht von Gabi P.

Arbeit einer Todfundgruppe

Tierchips können Haltern verlorener Tiere Gewissheit bringen

Auch wenn es ein trauriges Thema ist, betrifft es immer wieder zahlreiche Katzenhalter. Das geliebte Tier kehrt auch nach mehreren Tagen nicht von seinem Auslauf zurück. Für die Katzenhalter eine Qual, da Ungewissheit darüber herrscht, was mit dem Stubentiger geschehen ist. Oft beginnt so eine quälende, manchmal jahrelange Zeit der Fragen nach dem Schicksal des Tieres. Hat sich die Katze verlaufen? Hängt sie irgendwo fest? Oder wurde sie im schlimmsten Fall überfahren?

Leider kommt es vor allem in dicht besiedelten Wohngebieten mit vielen Straßen manchmal dazu, dass eine Katze unter die Räder eines Autos gerät. Fast jeder Autofahrer wird schon einmal ein angefahrenes Tier auf der Straße gesehen haben. Für solche Fälle gibt es Facebook-Gruppen, die versuchen, die Tiere zu identifizieren und ihren Haltern zuzuordnen, damit diese – auch wenn es traurig ist - Gewissheit darüber haben, was mit dem geliebten Vierbeiner passiert ist. Wie wichtig dabei die Rolle von Tierchips und den passenden Tierchip-Lesegeräten ist, berichtet eine unserer Kundinnen, die sich in der Facebook-Arbeitsgruppe „Überfahrene / tot aufgefundene Katzen“ engagiert:

Ich bin seit Jahren Mitglied der Facebook-Arbeitsgruppe „Überfahrene / tot aufgefundene Katzen“. Wer einmal ein geliebtes Tier vermisst hat, kann das Motto der Gruppe gut nachvollziehen: „Die Wahrheit tut weh, aber die Ungewissheit bringt einen um!“. Deshalb versuchen wir, so viele tot aufgefundene Katzen wie möglich zu ihren Besitzern zurückzuführen. Außerdem hat es kein Tier verdient, würdelos auf der Straße zerfahren oder in einem Container entsorgt zu werden. Entgegen der landläufigen Meinung werden bis heute leider die allerwenigsten Totfunde von Behörden und Straßenmeistereien auf Kennzeichnung geprüft. So bleibt vielen Tierbesitzern eine jahrelange Ungewissheit zwischen Hoffen, Bangen und Verzweiflung, was aus dem geliebten Tier geworden ist.

Anfangs waren wir eine Handvoll Leute aus dem Ruhrpott, die sich die damals noch sehr teuren Chiplesegeräte teilen mussten. Es war sehr mühselig und wir sind teils sehr weite Strecken gefahren. Heute hat die Gruppe über 13.500 Mitglieder. Viele sind schon mit einem Tierchipleser ausgestattet und aktiv unterwegs.

Jeder, der eine tote Katze entdeckt, kann sie in der Gruppe posten. Dann wird in der Helferkarte nachgesehen, ob jemand in der Nähe ansässig ist. Leider gibt es immer noch einige blinde Flecken in Deutschland, aber es werden immer weniger. Findet sich ein Helfer, fährt dieser hin, macht Fotos von der Katze, schaut nach einem Tattoo, versucht –sofern vorhanden- den Chip auszulesen, und legt das Tier an eine geschützte Stelle.

Ich lege die Katzen meistens in einen Stoffbeutel mit Zettel zur Erklärung an einen Baum oder unter einen Busch, wo ein eventueller Besitzer sie dann finden kann. Das Mitnehmen toter Tiere ist Privatpersonen gestattet, sofern dies nicht regelmäßig und nur in Ausnahmefällen geschieht. Wer also einmal ein angefahrenes Tier entdeckt, darf es mitnehmen und den Halter ausfindig machen. Gelegentlich begrabe ich Tiere auch vor Ort (nicht in Wasserschutzgebieten) in einem Bioplastikbeutel, wenn nur noch Reste vorhanden sind. Sollte sich wider Erwarten ein Besitzer finden, kann man den Beutel in den folgenden Tagen noch ausgraben.

Das alles mag sich für Unbeteiligte hart und abgeklärt anhören. Aber das Gegenteil ist der Fall. Vor Ort funktioniert man, weil es schnell gehen muss. Auf dem Rückweg, spätestens aber abends zu Hause, müssen Anspannung und Trauer raus. Bis heute habe ich keins der Fotos löschen können, denn dann wäre das Tier vielleicht für immer vergessen. Überall sehe ich heute noch die Katzen liegen, die ich geborgen habe, wenn ich an der Stelle vorbei komme. Und es waren über die Jahre sehr viele...

Deshalb ist aber auch die Freude unbeschreiblich, wenn man einen dankbaren Besitzer findet. Oft ist es eine Erleichterung, zu wissen, was mit dem Tier passiert ist, und sich verabschieden zu können. Geahnt hat man es schon, aber da waren immer diese Bilder im Kopf, was dem Familienmitglied alles passiert sein könnte... Dass die Katze dann ein würdiges Begräbnis bekommt, oder kremiert wird, ist auch für uns ein tröstlicher Gedanke. Dafür tun wir das.

Um den Besitzer eines Tieres zu ermitteln werden Chipnummer oder Tiertattoo direkt mit den Suchmeldungen bei Tasso und im Haustierzentralregister abgeglichen. Werden die Tiere nicht vom Besitzer abgeholt, entsorgt diese die Straßenreinigung oder das Ordnungsamt. Dort melden wir die Funde, wenn es keinen Besitzer gibt.

Wir freuen uns immer über Unterstützung. Wenn Sie ein totes Tier finden, nehmen Sie es bitte von der Straße. Achten Sie unbedingt auf die eigene Sicherheit und den nachfolgenden Verkehr. Nicht jeder kann das, das ist mir bewusst. Aber mit Handschuhen, notfalls mit einer Plastiktüte über dem Fuß, kann man das Tier zumindest beiseite schieben, damit nicht noch mehr Autos drüber fahren. Auch für uns Helfer wird es mit der Zeit nicht einfacher, man gewöhnt sich nicht daran. Natürlich fallen einem die Handgriffe irgendwann leichter, aber der Schmerz im Herzen bleibt, und ist bei jedem Tier schlimm.

Fotos von dem Totfund sind sehr wichtig für die Suchdateien. Umgebungsfotos helfen beim Auffinden der Katze. Die Postleitzahl über der Meldung ist sehr wichtig für die Auswahl der Helfer. Wichtig für Tierhalter: Bitte (!!) lassen Sie Ihre Tiere kennzeichnen und registrieren. Entgegen der landläufigen Meinung macht das nämlich normalerweise nicht der Tierarzt, der den Chip setzt oder das Tattoo sticht. Und halten Sie bitte die Daten aktuell, besonders bei einem Umzug oder bei Besitzerwechsel.

Es ist sehr deprimierend, wie viele Katzen immer noch nicht kastriert und gekennzeichnet sind. Wenn man eine Kennzeichnung findet, ist die überwiegende Zahl nicht registriert. Zum Glück gibt es schon in vielen Bezirken die Katzenschutzverordnung, die die Kastration und Registrierung für Freigänger vorschreibt. Es bleibt also zu hoffen, dass die Lage sich irgendwann bessert.

Meine Katzen sind selbstverständlich kastriert, tätowiert und zusätzlich gechipt. Dies hat einen wichtigen Grund: Tattoos in den Ohren können verblassen und sind besonders bei schwarzen Tieren dann schwierig bis unmöglich auszulesen. Chips können kaputtgehen, was aber sehr selten passiert. Trotzdem sollte man sich angewöhnen, den Chip seines Tieres bei jedem Tierarztbesuch kontrollieren zu lassen.

Ich bin sehr dankbar, dass es Tierchip Lesegeräte inzwischen zu Preisen gibt, die es vielen privaten Helfern ermöglichen, sich zu engagieren. Ich selbst besitze vier verschiedene Modelle, die Vor- und Nachteile haben. Aber brauchbar sind alle. Zusätzlich habe ich vier Geräte, die ich gegen Kaution kostenlos verleihe. So können beispielsweise Leute, die gelegentlich oder regelmäßig Besuch von einer fremden Katze bekommen, diese auf einen Chip kontrollieren wann immer sie auftaucht. Das erspart dem Tier viel Stress, weil es nicht eingepackt und zur Chipkontrolle zum Tierarzt gebracht werden muss. Über die Register kann man dann dem eventuellen Besitzer eine Nachricht zukommen lassen, falls die Katze vermisst gemeldet ist.

In manchen Fällen sind die Tiere nur verletzt und können bei einem Tierarzt in der Nähe Hilfe erhalten. Sollte das Tier noch leben, kann man es vorsichtig in einen kleinen Behälter legen und zum Tierarzt oder zu einer Tierklinik bringen. Der Tierarzt kann dann das Tier ärztlich versorgen und anschließend auf Tätowierungen im Ohr oder einen vorhandenen Chip prüfen. Wenn man das Tier nicht zu einem Tierarzt transportieren kann ode das Tier schon verendet ist, macht es trotzdem Sinn, das Tier auf einen vorhandenen Chip zu prüfen. Für den Fall, dass man auf der Straße eine angefahrene Katze sieht, kann es also hilfreich sein, ein Chiplesegerät im Auto zu haben. Auch wenn man vielleicht in dem Moment keine Zeit hat, kann es immer hilfreich sein, wenigstens etwas später noch einmal zu dem gefundenen Tier zu fahren und es dann zum Tierarzt zu bringen. Tierschutzvereine haben oft mehr als genug damit zu tun, sich um die noch lebenden Katzen zu kümmern, die in Not sind. Daher sind die Vereine dankbar, wenn ihnen die Arbeit der Identifikation von toten Tieren abgenommen wird.

Hat man einige Informationen zum Aussehen der Katze und dem Chip gesammelt, lässt sich der Halter einfacher ausfindig machen und man kann ihn oder sie über den Fund informieren. Sollte die Katze eine Kennzeichnung haben, kann man bei bestimmten Registern versuchen, den Halter ausfindig zu machen. Doch auch wenn man den Halter nicht findet, kann man eventuell den Tierarzt finden, der der Katze den Chip eingesetzt hat. Außerdem kann man seinen Fund an einen regionalen Tierschutzverein melden, welcher den Fund mit seiner Reichweite im Netz verteilen kann. Auch lokale Medien wie Zeitungen haben oft eine Rubrik „Zugelaufen“, in der man kostenlos Anzeigen schalten kann, um den Halter ausfindig zu machen. Auch die von unserer Kundin erwähnten Facebook-Arbeitsgruppen können dabei helfen, herauszufinden, wem das Tier gehört.

Man sollte immer daran denken, wie es wäre, wenn das eigene Tier betroffen istEntläuft die eigene Katze, freut sich ein jeder Tierhalter über das Engagement von helfenden Mitmenschen, die das Tier zum nächstgelegenen Tierarzt bringen oder im Falle des Totfundes unterstützend arbeiten, um das Tier zu identifizieren. Dies nimmt dem Halter die Qual der Ungewissheit darüber, was mit dem geliebten Haustier passiert ist. Auch wenn es traurig ist, kann es der Familie des Tieres helfen, den Verlust zu verarbeiten.

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